Jetzt online: „(Un-)Würdige Arbeit – Das Beispiel der Pflege(berufe)“ – Digitalmitschnitt der Veranstaltung vom 21.01.2021
Jetzt online: „(Un-)Würdige Arbeit – Das Beispiel der Pflege(berufe)“ – Digitalmitschnitt der Veranstaltung vom 21.01.2021
Nur Applaus reicht nicht aus!
Dass viele der rund 1,9 Mio Arbeitnehmer*innen im Pflege- und Gesundheitsbereich von „Schicht-Hopping“, viel Wochenendarbeit und den körperlichen Belastungen unter großem Zeitdruck aufgrund der Personalknappheit durch die gnadenlose Ökonomisierung des Gesundheitssystems völlig überlastet sind, ist erstmal nichts Neues; seit der Corona-Pandemie ist jedoch unübersehbar, wie krank das ganze System wirklich ist.
Erneut digital statt real
Rund 50 Teilnehmer sind der Einladung gefolgt und haben am zweiten Teil der digitalen Veranstaltungsreihe „(Un-)Würdige Arbeit“ teilgenommen – einer Kooperation des KönzgenHauses Haltern am See, dem Halterner Forum für Demokratie, Respekt und Vielfalt, der KAB Diözesanverband Münster sowie dem KAB Bezirksverband Recklinghausen.
Wie komplex das Thema der Pflege tatsächlich ist, zeichnete sich schon in der Vielfalt der Referent*innen und Einzelthemen ab. Es war den Veranstaltern gelungen, das Podium breit gefächert zu besetzen. Ulrich Christofczik vom Evangelischen Christophoruswerk e.V. brachte die Arbeitgebersicht ein. Gregor Pleiss, Krankenpfleger und Medizin-Pädagoge, wies unter anderem darauf hin, dass die Pflegekräfte hoch motiviert seien, obwohl ihre Arbeit oft nicht genügend geschätzt werde. Marion Schäfer, Gewerkschaftssekretärin bei ver.di, und Prof. Thorsten Schulten, Hans-Böckler-Stiftung, hoben hervor, wie wichtig Flächentarifverträge für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen sind.
Bei vielen Fragen gab es erstaunlich viel Einigkeit. Auch Ulrich Christofczik als Vertreter der Arbeitgeber*innenseite sprach sich für eine bessere Organisierung der Arbeitnehmenden und flächendeckende Tarife aus. In einem flächendeckenden und fairen Tarifvertrag für alle, inklusive der Kirchen, sah ein Großteil der Teilnehmenden die Lösung vieler Probleme. Uneinigkeit bestand allerdings in der Frage, ob der dritte Weg der Kirchen eine grundsätzliche Klärung der Probleme verhindere.
Aus den Ausführungen von Hans-Werner Quasten der „Initiative Respekt“ bezüglich der Lebensrealitäten von rund 500.000 Wanderarbeiter*innen und Pflege-Schwarzarbeit erwuchs die Forderung – „Wo Appelle nichts mehr nutzen, muss geklagt werden!“ Das bekräftigte auch ver.di-Gewerkschaftssekretärin Marion Schäfer. Dabei sei allerdings Rechtshilfe notwendig – die ver.di und die KAB anbieten.
„Mitarbeiter*innen in Pflege und Kirche klagen nicht – die jammern nur!“
Neben der von allen geforderten Kräftebündelung durch die bessere Organisation von Gewerkschaften und Mitarbeiter*innenvertretungen müssen neben allen richtigen Appellen an höhere Ebenen und die gesamte Politik aber zuallererst eben auch die lokale Ebene und die konkrete Einrichtung mit den leibhaftigen Vorgesetzten in die Pflicht genommen werden, kam ein feuriger Einwurf aus der Zuhörerschaft. Hier wäre es schon ein Riesenerfolg, wenn bestehende Tarifverträge inklusive Pausenregelungen und geltender Arbeitsbedingungen überhaupt erstmal eingehalten würden. So würden die heute mehrfach positiv erwähnten Pflegekammern zwar richtige Wege weisen – es braucht aber eine echte Unternehmensmitbestimmung.
Mit unserer gemeinsamen Veranstaltungsreihe geht es am 15. April weiter. Dann nehmen wir mit dem Thema „Würdige Arbeit jenseits der Normalarbeitsverhältnisse“ weitere Bereiche unwürdiger Bedingungen in den Blick und entwickeln gemeinsam Perspektiven würdiger Arbeit, ethischer Grundlagen und gerechter Strukturen.
Weitere Informationen finden Sie auf der Seite des Könzgenhauses und des Forums für Demokratie, Respekt und Vielfalt.