„Das Land das die Fremden nicht beschützt geht bald unter.“ (Goethe)

Werner Nienhüser[1]Die Ansichten des Verfassers geben nicht unbedingt die Meinung des gesamten Forums oder seiner Mehrheit wieder.

Man ahnt nicht, wie politisch ein Goethe-Zitat sein kann. (Danke an Bernhard Damm für das Foto, das ich hier gerne poste.) 

Das Land das die Fremden nicht beschützt geht bald unter. Sey ein Freund der Fremden und Reisenden, denn sie sind als Mittel eines guten Rufs zu betrachten; sey gastfrey, schätze die Vorüberziehenden, hüte dich ungerecht gegen sie zu seyn. Wer diesen Rath des Gesandten befolgt, wird gewiß Vortheil davon ziehen“ (Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 344f.; Zitat wiedergegeben nach der digitalen Ausgabe des Deutschen Textarchives)

Einer Angewohnheit folgend habe ich nach der Quelle des Zitats gesucht. Dabei fand ich dann einen Artikel über eine politische Auseinandersetzung um den (partei-)politischen Gehalt des Zitat aus dem Jahre 2015: In Leipzig hatte das Schauspielhaus das Zitat „Das Land das die Fremden nicht beschützt geht bald unter.“ auf einem großen Banner am Theatergebäude angebracht. Die Afd fragte im Stadtrat an, ob diese „politische Werbung“ zulässig sei (https://www.l-iz.de/politik/leipzig/2015/11/ein-goethe-zitat-ist-keine-parteienwerbung-auch-nicht-in-leipzig-115344). Der Kulturbürgermeister der Stadt sah die Verwendung des Zitats durch die Kunstfreiheit gedeckt, sie sei auch „keine Stellungnahme für oder gegen eine Partei oder politische Richtung“. 

Erstaunlich ist die Behauptung auf der Webseite des Unternehmens „Kettner Edelmetalle“ vom  19.09.2024: „Linke blamieren sich erneut mit falschem Goethe-Zitat“. (https://www.kettner-edelmetalle.de/news/linke-blamieren-sich-erneut-mit-falschem-goethe-zitat-19-09-2024; einen Link zum Anklicken wäre dann doch zu viel Werbung, aber die Quelle soll doch genannt werden): „Zuletzt wurde dieses vermeintliche Goethe-Zitat auf einem Plakat in Weimar verwendet, …  Doch der Satz ist eine Fälschung und entlarvt die Unkenntnis derjenigen, die ihn verbreiten. Goethe, einer der bedeutendsten deutschen Dichter, hat diesen Satz nie geschrieben. Dies zeigt einmal mehr, wie leichtfertig manche politische Gruppierungen mit historischen Zitaten umgehen, um ihre Agenda zu stützen.“ Nun ja. Siehe die Quelle oben. 

Sucht man nach dem Zitat in den sog. „sozialen“ Medien, dann wird dort darauf hingewiesen, dass Goethe ja nur die durchreisenden Fremden, die „Vorüberziehenden“, gemeint habe. Man müsse das Zitat vollständig verwenden. Was ich hier gemacht habe.

 

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Die Ansichten des Verfassers geben nicht unbedingt die Meinung des gesamten Forums oder seiner Mehrheit wieder.