„Die Zivilgesellschaft kann zum nachhaltigen Frieden beitragen“

Pressebericht (von Wilhelm Neurohr):

Bewegender Vortrag im KönzgenHaus:

„Die Zivilgesellschaft kann zum nachhaltigen Frieden beitragen“

HALTERN AM SEE. Für die 40 anwesenden Friedensbewegten war am vergangenen Mittwoch im KönzgenHaus die Darstellung des zivilen Sicherheitskonzeptes „ein Lichtblick in dunklen Kriegszeiten“ in Europa: Der nationale und internationale Koordinator der Initiative „Sicherheit neu denken“, Ralf Becker, beeindruckte die Anwesenden mit seinem Vortrag, weil er Hoffnung auf eine mögliche Überwindung der momentanen Militarisierung der Politik durch die Zivilgesellschaft machte.

„Das zivilgesellschaftliche Konzept für eine friedenspolitische Sicherheitsarchitektur in Europa findet durch die breite Vernetzung der Initiatoren längst auf höchster politischer Ebene Gehör und Anerkennung“, so konnte der Vortragsredner aus der Praxis berichten. Er verwies auf bevorstehende Gesprächsrunden mit Bundespolitikern aller Fraktionen sowie auf bevorstehende Termine mit Mitstreitern aus anderen Ländern. Anerkannte Konfliktlösungsstrategien und -methoden könnten die Eskalationsdynamik unterbrechen und „die Schockstarre des Kriegsbeginns vom 24. Februar“ überwinden helfen.

„Frieden und Verständigung benötigen Perspektivenwechsel und Friedenslogik denkt vom Ende her“, betonte Ralf Becker. Die Arbeitsgruppe „Zivile Krisenintervention“ hat dazu aktuell „Impulse für eine entschlossene und besonnene Reaktion auf Putins Krieg“ in 16 Punkten veröffentlicht. Neben den Grundzügen des zivilgesellschaftlichen Sicherheitskonzeptes stellte der Gastreferent auf Wunsch der Veranstalter und der Zuhörerschaft auch die Möglichkeiten der „Sozialen Verteidigung“ sowie den Zusammenhang mit der Klimagerechtigkeitsbewegung her, da die durch Kriege verschlimmerte Klimakatastrophe neue Verteilungskriege und Flüchtlingsbewegungen hervorrufen könne.

Eingeladen zu dieser Veranstaltung für eine wirkliche „Zeitenwende“ im politischen Denken und Handeln hatte ein breites Bündnis aus der Halterner Zivilgesellschaft, vom Halterner Forum und IWiPo-Institut über die Kirchengemeinden und die KAB sowie Pax Christi bis hin zu den Dülmener Friedensfreunden und Attac. In einer lebhaften Diskussion sowie in kleinen „Murmelrunden“ wurden die vielen Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewegt, die sich auf ein Umdenken einließen.

Informationen über das Konzept „Sicherheit neu denken“ sind unter www.sicherheitneudenken.de zu finden. 

8. Juni 2022: Vortrag Ralf Becker “Sicherheit neu denken”, KönzgenHaus, Haltern am See

Einladung: Vortrag und Diskussion am Mittwoch, 8. Juni 2022 um 19.00 Uhr
(bis 21.30 Uhr) im KönzgenHaus, Haltern am See, Annaberg 40

mit Ralf Becker

Sicherheit neu denken: Impulse für eine neue friedenspolitische Sicherheitsarchitektur in Europa

Ralf Becker  ist Koordinator der zivilgesellschaftlich-kirchlichen Initiative www.sicherheitneudenken.de.

Der Krieg in der Ukraine markiert eine Zeitenwende. Welche Optionen bieten sich zur Neugestaltung einer nachhaltig friedlichen Nachkriegsordnung in  Europa nach Beendigung dieses Kriegs? Welche Rolle spielen dabei die Klimagerechtigkeitsbewegung und Soziale Verteidigung?

Die öffentliche Veranstaltung in Federführung des Halterner IWiPo-Institutes und der katholischen Friedensbewegung Pax Chisti wird vom KönzgenHaus Haltern und von zahlreichen weiteren Kooperationspartnern mit getragen oder empfohlen: Dem Halterner Forum für Demokratie, Respekt und Vielfalt, dem Bildungswerk Münster der katholischen Arbeitnehmerbewegung KAB, der  katholischen Pfarrei St. Sixtus Haltern und der evangelischen Kirchengemeinde Haltern, dem evangelischen Erwachsenenbildungswerk Westfalen-Lippe, den Friedensfreunden Dülmen und der Attac-Regionalgruppe Recklinghausen sowie der Ortsgruppe Recklinghausen von Fridays for Future.

 

8. Mai 2022: Gedenkfeier am Kriegerdenkmal Lippramsdorf

8. Mai 2022, 14:00 Uhr, Kriegerdenkmal Lippramsdorf

Gedenkfeier aus Anlass des Tages der Befreiung am 8. Mai

Wir begehen den Tag der Befreiung (das Ende des Zweiten Weltkriegs) mit der Lesung von Gedichten und der Übergabe von Blumen. Wir freuen uns auf viele Mit-Gedenkende.

Am 8. Mai jährt sich der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und das Ende des Krieges zum 77. Mal. Am Tag zuvor wurde 1945 die Kapitulation unterzeichnet und nachdem Hitler sich vorher umgebracht hatte, endete eine furchtbare Phase deutscher Geschichte.

Aus diesem Anlass wird um 14:00 Uhr eine kleine Erinnerungs- und Gedenkfeier am „Ehrenmal“ in Lippramsdorf stattfinden. Bürgerinnen und Bürger aus Haltern und den umliegenden Ortschaften sind herzlich eingeladen teilzunehmen.

Im Rahmen der Feier wird die Granate in der Hand des Soldaten durch Rosen umwickelt, um so anzudeuten, dass ein Ort friedliebenden Gedenkens angemahnt wird.

Die Feier wird durch die „AG Denk.Mal“ abgehalten, die durch das „Forum für Demokratie, Respekt und Vielfalt“ unterstützt wird.

Arbeitsgruppe Denk.Mal
Forum für Demokratie, Respekt und Vielfalt (www.forumdrv.de)

“Sicherheit neu denken – gottseidank”

Sicherheit neu denken – gottseidank

100 Milliarden Euro für die Sicherheit? Endlich!

Bernhard Damm

Die Bundeswehr brauche angesichts der Zeitenwende durch den russischen Angriff auf die Ukraine “neue, starke Fähigkeiten”, sagte Scholz. Maßstab müsse sein, dass alles getan werde, was für die Sicherung des Friedens in Europa gebraucht werde. “Klar ist: Wir müssen deutlich mehr investieren in die Sicherheit unseres Landes, um auf diese Weise unsere Freiheit und unsere Demokratie zu schützen”, sagte Scholz. [1]

Dem kann man nur zustimmen und auch als pax-christi-Mitglied würde ich das unterschreiben.

Nun beginnt also endlich der Ausbau ziviler Sicherheitspolitik:

Unsere Vision 2040 wird schon jetzt wahr:

  • Deutschland stellt bis 2040 in Kooperation mit anderen Ländern komplett auf eine nachhaltige zivile Sicherheitspolitik um. Deutschland investiert jährlich 80 Mrd. Euro in zivile Krisen-Prävention anstatt in die Bundeswehr.
  • Entsprechend der Forderungen der Fridays-for-Future-Bewegung leben und wirtschaften wir im Einklang mit den Pariser Klimazielen. Wir nehmen die Klimakrise genauso ernst wie die Corona-Pandemie.
  • Dankjährlich 27 Mrd. Euro deutscher Beitragszahlungen ist die UNO wirklich wirksam. [2]

Leider alles nur Wunschdenken. Nicht, dass man nur die Hälfte der Vision Realität werden lässt.

Man denkt gar nicht daran:

  • dass Sicherheit anders als militärisch gedacht werden kann. In der gesamten Diskussion dominiert die militärische Variante des Sicherheitsdiskurses.
  • dass Sicherheit mit zivilen, gewaltfreien sozialen Verteidigungsformen unterstützt werden muss.
  • dass mit dieser Politik allein die erhoffte Abschreckung Wirkung zeigt.
  • dass im Falle des Scheiterns ein Krieg keine Sicherheit erzeugen kann.
  • dass die neuen Flugzeuge ein extremes Eskalationspotential entfalten, was man verharmlosend “nukleare Teilhabe” nennt.

Sicherheit wird nur militärisch gedacht, obwohl alle sehen: allein militärisch gibt es keine Sicherheit. Aber auch keinen Sieg, wie Putin erkennen wird. Damit ist nicht bestritten, dass ein Land bei einem aggressiven Angriff das Recht hat, sich zu verteidigen mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, solang sie nicht das Bestehen großer Teile der Menschheit gefährden.

Wir sollten weiterhin darauf bestehen, dass Frieden ein großes Projekt ist, das nur gelingen kann, wenn (neben militärischen Mitteln) mit den Elementen gewaltfreier sozialer Verteidigungsformen gearbeitet werden kann.

  1. https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/bundeswehr-sondervermoegen-scholz-101.html
  2. https://www.sicherheitneudenken.de/sicherheit-neu-denken-unsere-vision/?

Der Text  ist erschienen in: pax christi (Diözesanverband Münster): Europa des Friedens – ein frommer Wunsch?  Korrespondenz 1/2022,  S. 49f. Für die Erlaubnis, den Text hier wiedergeben zu dürfen, danken wir dem Verfasser Bernhard Damm und pax christi Münster. (Die Ansichten des Verfassers geben nicht unbedingt die Meinung des gesamten Forums oder seiner Mehrheit wieder.)

18. April 2022 (Ostermontag): Osteraktion der Friedensfreunde in Dülmen

Gerne kommen wir der Bitte der Friedensfreunde Dülmen nach, auf ihre Aktion hinzuweisen, ihren Aufruf weiterzuverbreiten und zum Mitmachen aufzurufen.

“Liebe Friedensfreund*innen,
mitten im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine rücken nun die Ostermärsche der Friedensbewegung näher. Im Kriegsgetöse, aber auch in die hysterischen Forderung nach immer mehr Waffen für die Ukraine, nach mehr Geld für Waffen, nach Kampfdrohnen, nach einer Militarisierung der gesamten Gesellschaft ruft die Friedensbewegung beharrlich: “Die Waffen nieder!” und verlangt die Rückkehr an den Verhandlungstisch – denn wo anders kann der Krieg beendet werden.
Uns bläst ein kräftiger Wind ins Gesicht, aber wir rufen auf zur Vernunft.
Wir bitten Euch, unser Flugblatt für die Osteraktionen in Dülmen auszudrucken und in Eurem Bekanntenkreis zu verteilen.
Wir bitten Euch, selbst an unserer Osteraktion teilzunehmen und weitere Teilnehmer zu werben.
Wir wissen, wie schwer es ist, gerade in dieser Zeit aktiv für den Frieden zu werden. Aber wir wollen das in unserer (begrenzten) Macht stehende tun, damit der Krieg aufhört und einhundert Millarden Euro nun wieder sinnvolleren Zwecken zugeführt werden können.
Mit Friedensgrüßen – Michael Stiels-Glenn (Friedensfreunde)”
Osteraktion der Friedensfreunde in Dülmen
OSTERMONTAG, 18. April 2022 um 11 Uhr
Treffen neben dem Löwendenkmal in der Marktstraße zum Ostermarsch 2022.
Nach einer kurzen Kundgebung fahren wir mit Fahrrädern fünf Kilometer zum Erinnerungsort Visbeck, dem früheren Sondermunitionsdepot, wo lange nukleare Waffen lagerten. Dort veranstalten wir ein FRIEDENSPICKNICK mit Gedichten und Liedern, Reden, Wortbeiträgen und Diskussionen miteinander. (Flugblatt für die Osteraktionen in Dülmen)

Wenn jemand vom Forum mitmachen will, wäre es gut, wenn Fahrgemeinschaften gebildet werden würden.

Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay

Mahnwache in Haltern am See: Hilfe für die Menschen in Afghanistan

Afghanische Familien in Haltern am See laden zusammen mit dem Asylkreis, dem Forum für Demokratie, Respekt und Vielfalt sowie den Kirchen ein zu einer

Mahnwache
auf dem Marktplatz in Haltern am See
am Freitag, den 20.08.2021,  18 bis 19 Uhr.

“Wir stehen an der Seite unserer afghanischen Mitbürger*innen – sprachlos und ohnmächtig. Daher beginnen wir die Mahnwache im Schweigen.
Unsere afghanischen Mitbürger*innen haben uns gebeten, mit Ihnen eine Möglichkeit zu finden, ihren Schmerz und ihre Wut zum Ausdruck zu bringen. Nach dem Schweigen haben die Familien das Wort.
Appelle und Forderungen werden auf Transparenten den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft sichtbar gemacht. Die Kirchen laden abschließend zum Gebet ein.” (Quelle: Die Organisatoren der Veranstaltung).

Menschenkette gegen Atomwaffen am 5.9.21 in Büchel

Komm zur Menschenkette der Kampagne “Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt”

“Am 22. Januar 2021 ist der Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft getreten. 55 Staaten haben den Vertrag bereits ratifiziert, 34 weitere Staaten haben unterzeichnet. Die Bundesregierung lehnt den Beitritt hingegen strikt ab. Das möchten wir ändern und mit einer kraftvollen Aktion ein deutliches Zeichen setzen:

Deutschland muss die nukleare Teilhabe endlich beenden!
Die neu gewählte Bundesregierung muss dem Atomwaffenverbotsvertrag endlich beitreten!
Das Thema nukleare Abrüstung werden wir zu einem der zentralen Wahlkampfthemen machen. Deshalb rufen wir auf zur Menschenkette am Fliegerhorst Büchel am Sonntag, den 5. September 2021.” (https://www.friedenskooperative.de/anmeldung-menschenkette)

Anmelden hier:
https://www.friedenskooperative.de/anmeldung-menschenkette

Kriegerdenkmal oder Kriegsmahnmal?

Bei Bildinterpretationen ist die betrachtende Person nicht passiv; sie nimmt eine Perspektive ein. Nicht ausgeschlossen ist, ein Bild gezielt aus mehreren Perspektiven zu betrachten. Die historische Perspektive ist sicher eine davon. Ich will hier meinen ersten Eindruck des Denkmals wiedergeben und Fragen stellen.


Mein erster Impuls bei Ansehen des Denkmals bzw. von Bildern des Denkmals war eine Frage: Sehe ich ein Kriegerdenkmal oder ein Kriegsmahnmal? Mein Eindruck des Denkmals oder Mahnmals wird von der Darstellung zweier Soldaten dominiert. In meiner Wahrnehmung des Gesamtbildes steht die Darstellung der Kämpfer, der Täter des Krieges, eindeutig im Vordergrund.

Zwei Soldaten. Überlebensgroß. Entschlossen-kämpferische Mienen. Die Soldaten scheinen nicht nur voranzuschreiten, sondern kurz vor dem Angriff zu stehen; schließlich trägt einer der beiden die Handgranate zum Wurf bereit in der Hand. Eine positive Assoziationen weckende Darstellung heldenhafter Kämpfer, das wollten die nationalsozialistischen Schöpfer. Zumindest zu ihrer Zeit dürfte ihnen dies wohl gelungen ein.

Was tritt beim Betrachten in den Hintergrund? Die vergleichsweise kleinen Mahntafeln verändern das durch die Kämpferdarstellung dominierte Bild wenig. Meine Wahrnehmung wird vor allem durch die heroisch wirkenden Krieger geprägt, weniger durch die Tafeln und deren Texte. Geht das nur mir so? Ich glaube nicht. Und können dann noch so richtige Reden an Gedenktagen diesen Eindruck korrigieren und das Gedenken auf die Opfer der Kriege richten?

“Jedes Gedenken der Gefallenen, also Ermordeten, ohne die klare Ableugnung der Kriegsidee ist eine sittliche Schande und ein Verbrechen an der nächsten Generation” (Tucholsky 1927: 555)[1]Ignaz Wrobel (Kurt Tucholsky) 1927: Über wirkungsvollen Pazifismus. In: Die Weltbühne, 11.10.1927, Nr. 41, S. 555. (In: Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 5, Reinbek bei Hamburg … Continue reading.

Erneut und vielleicht immer wieder über ein solches Denkmal und seine Wirkungen zu diskutieren, ist richtig. Alles andere wäre eine Schande.

Text: Werner Nienhüser. Fotos: Hermann Döbber. Die Ansichten des Verfassers und des Fotografen geben nicht unbedingt die Meinung des gesamten Forums oder seiner Mehrheit wieder.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Ignaz Wrobel (Kurt Tucholsky) 1927: Über wirkungsvollen Pazifismus. In: Die Weltbühne, 11.10.1927, Nr. 41, S. 555. (In: Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 5, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 337-343. Hier Seite 342); gemeinfrei verfügbar unter:  http://www.zeno.org/Literatur/M/Tucholsky,+Kurt/Werke/1927/%C3%9Cber+wirkungsvollen+Pazifismus.